Industriedenkmalpflege im 20. Jahrhundert
_ von Axel Föhl
I. Methodendiskurs
Der Begriff „Industriedenkmalpflege“ enthält bereits im Namen eine Epochenbeschreibung: das Zeitalter seit Beginn der Industrialisierung. Dieser Beginn liegt, abhängig von der Nation von der wir sprechen, im Zeitraum von etwa 1770 an für Großbritannien bis etwa 1830 für den europäischen Kontinent. In der Zeit davor hat es selbstverständlich „technische“ Aktivitäten, Bauten und Anlagen gegeben, denken wir nur an Wind- oder Wassermühlen, Brauereien oder auch Eisenhütten und Bergwerke. Aber der Grund, warum man von einer „Industriellen Revolution“ spricht, ist der Fakt, dass sich in dem oben eingegrenzten Zeitraum zwischen 1770 und 1830 die Entwicklung signifikant beschleunigt, neue Antriebskräfte (Dampfmaschine) und Konstruktionsstoffe (Gusseisen) ins Spiel kommen, die Transportbedingungen sich rapide verbessern (Kanalbau, Eisenbahnen) und Mechanisierung und Maschinisierung (beispielsweise in der Baumwollverarbeitung) sich rasch verbreiten. Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts sieht dann eine Fortentwicklung und Intensivierung dieser Prozesse hin zu einer „Hochindustrialisierung“ bis etwa 1900. Man macht hier eine „zweite industrielle Revolution“ aus, die im wesentlichen durch die nun wachsende Erzeugung und den Einsatz von Elektrizität und die Entwicklung der chemischen Industrie charakterisiert wird.
Im 20. Jahrhundert entwickeln sich dann Kräfte der Rationalisierung und erneuten Leistungssteigerung, die unter anderem mit dem Begriff „Fordismus“ benannt werden können. Die Zeit vor und vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg ist sodann bestimmt durch die zunehmende Massenmotorisierung und die Verdrängung des Energiespenders Kohle durch das Erdöl, die Entwicklung der Luftfahrt, die Atomtechnologie und den (in Europa) stufenweisen Niedergang der Grundstoffindustrien.
Diese – grobe – Überschau1 macht deutlich, dass es für die „Industrie“-Denkmalpflege um Objekte geht, die sich als Reflex auf die technische Entwicklung etwa seit der Mitte des 19. Jahrhunderts als Novitäten entwickeln (z.B. Bahnhöfe und Fabriken) und deren Zahl und Erscheinungsform im 20. Jahrhundert noch einmal eine Fortentwicklung im Sinne einer Diversifizierung und Multiplizierung erfahren.
II. Die technisch-industrielle Welt als Gegenstand der Denkmalpflege
Die Denkmalpflege als institutionalisierte, staatlich-behördlich organisierte Tätigkeit bildet sich erst im Laufe der letzten beiden Drittel des 19. Jahrhunderts heraus.2 Entsprechend den Vorgaben ihrer Mutterwissenschaft, der Kunstgeschichte, richtete sie ihr Augenmerk lange Zeit ausschließlich auf nach Kunststilen und Epochen einzuordnende Objekte wie Kirchen, Burgen und Schlösser, ist also im eigentlichen Sinne Kunstdenkmalpflege. Um 1900 erweitern verschiedene Einflüsse den Gesichtskreis um nicht feudale und nicht-sakrale Architekturen.3
Nun werden auch Bauernhöfe oder kleinstädtische Ortsbilder als erhaltenswert eingestuft. Alois Riegl etabliert den Begriff des „Alterswerts“ als zusätzliche Bedeutungsebene historischer Bauten.4
Um 1910 dann geraten auch technische Bauten ins Blickfeld der Denkmalpflege. In ersten Publikationen stellt man Wind- und Wassermühlen, „Weintorkel“ oder Eisenhütten des 18. Jahrhunderts vor.5 In Sachsen und vormaligen preußischen Provinzen wie Schlesien, Rheinland und Westfalen entfaltet sich in den 1920er und 1930er Jahren ein in zahlreichen Publikationen manifestiertes Interesse an den Zeugen einer nun, im Zeitalter der Hochindustrialisierung, hinter dem Horizont versinkenden, vorindustriellen technischen Welt.
III. Der Durchbruch zu einer modernen Industriedenkmalpflege
Es sollte dann nach der Zäsur des Zweiten Weltkrieges bis etwa 1970 dauern, ehe in Deutschland der Schritt hin zu einer modernen Industriedenkmalpflege getan wurde, die nun auch den Zeitraum der eigentlichen Industrieepoche mit ihren spezifischen Bauten und Anlagen in den Blick nimmt. Vorbild war die Entwicklung in Großbritannien, wo man seit Ende der 1950er Jahre das Erbe des Pionierlandes der Industriellen Revolution als Teil des gesamten historischen Erbes begreifen lernte.6 In Deutschland wurde die Frage nach der industriellen Hinterlassenschaft akut, als im Ruhrgebiet die ersten Steinkohlekrisen Ende der 1950er Jahre deutlich machten, dass das Land nicht auf ewig Träger einer Schwerindustrie sein würde, mit der es seinen wirtschaftlichen Aufstieg grundgelegt hatte. Quasi „natürlicher“ Ausgangspunkt dieser Erkenntnis eines Epochenbruchs war im Westen das Ruhrgebiet mit seiner Dominanz von Kohle und Stahl, da das andere große deutsch-preußische Land der Schwerindustrie, (vom Saarland einmal abgesehen) Schlesien, mittlerweile nicht mehr auf deutschem Territorium lag.
Vor allem die industrieabhängigen Arbeitersiedlungen waren es, deren Verschwinden wache Zeitgenossen alarmierte. 1968 entzündete sich an der Absicht, die architektonisch besonders avancierte Maschinenhalle der Steinkohlenzeche Zollern, Schachtanlage 2/4 in Dortmund abzubrechen, das Begehren, Zeugen der Hochindustrialisierungsepoche (die Halle war 1902 entstanden) in den Rang eines Geschichtsdenkmals zu erheben (Abb.1). Nicht gerade zum Ruhme der Institution staatliche Denkmalpflege muss festgehalten werden, dass es Außenstehende aus Kunst, Wissenschaft und Publizistik waren, die Alarm schlugen und politisch aktiv wurden. Dieser Beginn führte erstaunlich rasch zu einer landespolitischen Willensbildung in Nordrhein-Westfalen, wo im 1970 verabschiedeten „NRW-Programm 1975“ der Wille zur Erhaltung technischer (sprich industrieller) Denkmale festgeschrieben wurde.7 Man musste bis nach der Wende warten, bis ins Jahr 1992, in dem ein anderes Bundesland, Thüringen, eine ähnliche Prioritätensetzung vornehmen würde.8 Das erst 1993 verabschiedete sächsische Denkmalgesetz, das für ein Land von ausgeprägter technikgeschichtlicher Bedeutung gemacht worden war, nennt dagegen Bauten der Industrie und Technik nicht ausdrücklich.9
Interessant im Zusammenhang mit einem Vergleich der Denkmalschutzgesetze vor und nach der Wiedervereinigung der Bundesrepublik ist übrigens, wie kunterbunt die Begriffe „Denkmale“ und „Denkmäler“ hier durcheinander verwendet werden. Dies ist im Sinne einer Begriffsklärung bedauerlich, wird doch hier die Chance verpasst, traditionssetzende Objekte (Denkmäler) und traditionsgewordene Objekte (Denkmale) sauber auseinanderzuhalten, wie es die Zunft der Historiker längst praktiziert. So ist es doch grundsätzlich ein anderer Sachverhalt, ob eine preußentreue Stadt ein Reiterstandbild Wilhelms I. zwecks pietätvollem Gedenken errichten lässt oder ein Textilfabrikant 1783 ohne alle historische Absicht eine Fabrik baut, die man zweihundert Jahre später als Geschichtsdokument begreift.10
In Nordrhein-Westfalen griff das rheinische Denkmalamt in Bonn die Initiative der Landesregierung von 1970 rasch auf und bereits 1971 erschien die erste Publikation zum Thema.11 Ende der 1960er Jahre war schon ein rheinischer Inventarisator im Ruhrgebiet tätig gewesen, der erstmals Bauten der Industrie und Technik in ein „Denkmälerinventar“ integrierte.12 Unter der Ägide des Landeskonservators Günther Borchers erschienen noch in der ersten Hälfte der 70er Jahre im für die Denkmalpflege neuen Format der „Arbeitshefte“ als erschwingliche, der Popularisierung des Denkmalschutzgedankens dienliche Schriftwerke weitere Publikationen zum Denkmalwert von Brücken, Werkssiedlung und Telegrafenanlagen (Abb.2). 1976 legte der Verfasser mit „Technische Denkmale im Rheinland“ einen ersten regionalen Gesamtüberblick vor. Drei Jahre zuvor war im Osten Deutschlands mit „Technische Denkmale in der DDR“ eine erste Gesamtübersicht erschienen, auch hier hatte weniger die Denkmalpflege als vielmehr der „Kulturbund“ entscheidende Arbeit geleistet. Von der Thyssen-Stiftung finanziert, brachte Rainer Slotta, der spätere Direktor des Deutschen Bergbaumuseums Bochum, den ersten Band der „Technischen Denkmäler in der BRD“ heraus, dem weiter Spezialinventare folgten.
Nach diesen Anfängen entwickelte sich der Sektor Industriedenkmalpflege zu einem mehr und mehr integral werdenden Teil der täglichen Arbeit der Denkmalämter in Bundesländern und Kommunen, was leider nicht heißt, dass die Personalausstattung dieses Sektors heute zufriedenstellend wäre. Die „Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland“ richtete 1984 eine „Arbeitsgruppe Industriedenkmalpflege“13 ein, die seither mit zwei jährlichen Zusammenkünften als bundesweite Informationsdrehscheibe für diese Thematik dient.14
Wenn es auch bedauerlicherweise nicht in jedem der als Landesämter fungierenden achtzehn Denkmalpflegeinstitutionen einen ausschließlichen Fachreferenten für Industriedenkmale gibt, so sind in der bundesweiten Arbeitsgruppe doch entweder ganz oder zum großen Teil mit der Materie befasste Mitarbeiter versammelt, die im europaweiten Vergleich gute Grundlagen für eine qualifizierte Industriedenkmalpflege zu sichern vermögen. Dies gilt umsomehr, als unsere europäischen Schwesterämter im Gegensatz zu Deutschland in der Regel auf gesamtnationale institutionelle und gesetzliche Grundlagen zurückgreifen können, was eine Einheitlichkeit der Herangehensweise ermöglicht, wie sie in der Arbeitsgruppe Industriedenkmalpflege auch hierzulande angestrebt wird.
IV. Was ist ein Denkmal der Technik- und Industriegeschichte?
Zunächst einmal ist aus „legalistischem“ Blickwinkel festzuhalten, dass es kein neuzeitliches deutsches Denkmalschutzgesetz gibt, das den Bereich der Denkmale von Technik und Industrie ausklammerte. Alle zwischen 1971 (Baden-Württemberg) und 1980 (Nordrhein-Westfalen) sowie alle nach der Wende zwischen 1991 (Brandenburg) und 1993 (Sachsen) in Kraft getretenen Gesetze verwenden Formulierungen bei der Definition des Denkmalbegriffes, die eine Einbeziehung von Bauten der Industrie und Technik ermöglichen. In immerhin acht Bundesländern, das heißt also der Hälfte aller deutschen Länder, wird der Sachverhalt ausdrücklich angesprochen mit Formulierungen wie „technisch“ (Brandenburg, Bremen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen-Anhalt und Thüringen) im Einzelnen auch weiter spezifiziert mit „technisch-wirtschaftlich“ (Sachsen-Anhalt), „technologisch“(Saarland) und „handwerklich-technisch“(Rheinland-Pfalz). Am genauesten definiert NRW mit: “bedeutend für die Geschichte der Arbeits- und Produktionsverhältnisse“. Da, wo der Begriff „technisch“ nicht wörtlich benutzt wird, findet sich immerhin mit der Definition „wissenschaftlich“ eine hinreichende Voraussetzung zum Einbezug technischer Denkmale in den Umfang des Denkmalwerten.15
Haben wir damit einen gesetzesdefinitorischen Rahmen, bedarf es darüber hinaus noch näher klassifizierender Begriffe, um in die Vielzahl, um nicht zu sagen Unzahl von Bauten und Anlagen aus den letzten nahezu 250 Jahren des Industriezeitalters eine überschaubare Ordnung zu bringen.
Als eine Handhabe hat sich dabei eine erste Grobklassifizierung in Herkunftsfelder technisch-industrieller Bauten und Anlagen erwiesen. Sie müssen den Sphären
der „Produktion“,
des „Verkehrs“ und
der „Versorgung“
entstammen, um sich als „Industriedenkmale“ zu qualifizieren. Wie eingangs dargelegt, beinhaltet der Begriff „Industriedenkmal“ eine hinreichende Epochendefinition, um diese Gruppe zu scheiden von den „Technikdenkmalen“, die denkmalwerte Objekte aller Zeitepochen umfassen.16 Näher aufgeschlüsselt wird die Fülle der Bauten und Anlagen in dem seit 1987 im Rheinischen Amt für Denkmalpflege eingerichteten „Kreuzkatalog“, der über vierhundert Positionen umfasst.17
Nun wird man ja keinesfalls allen Bauten und Anlagen, die den hier bezeichneten Feldern und den letzten etwa 250 Jahren entstammen, Denkmalrang attestieren wollen, ebensowenig wie der Gesamtzahl aller Bauwerke nicht-technischen Charakters ein solcher zukäme. Es ist daher nötig, Qualifikationsmerkmale einzuführen, die es erlauben, die Spreu vom Weizen zu scheiden. In der Publikation „Technische Denkmale im Rheinland“ ist bereits 1976 eine solche Klassifikation vorgeschlagen worden, die im großen und Ganzen bislang ohne Widerspruch geblieben ist und es daher erlaubt, von einer handhabbaren Grundlage bei der Zuordnung von Bauten der Industrie und Technik zu einem differenzierten Denkmalwert zu auszugehen.
Solche Bauten und Anlagen besitzen danach dann einen Denkmalwert, wenn sie die folgenden Sachverhalte erfüllen.18
Sie müssen sein:
A
Historisch typische Objekte
Anders als im Bereich der Kunstdenkmale, wo es häufig um künstlerische Unikate, um Werke individueller Architekten, Bildhauer oder Kunsthandwerker geht, weisen Bauten und Anlagen der Industrie schon frühzeitig Merkmale der Normierung und Typisierung auf, sodass die historische Bedeutsamkeit gerade nicht in ihrer Einmaligkeit, sondern in ihrer Serialität liegen kann. Ein Beispiel ist hier der von Otto Intze 1883 patentierte Wasserbehälter, nach ihm „Intze-Behälter“ benannt. Er entstand in den Varianten „Intze I“ und „Intze II“ im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert in vielen Hunderten von Exemplaren zusammen mit der Entwicklung einer zentralisierten städtischen Wasserversorgung (Abb.3) . Die Normierung war im übrigen kein Präjudiz für eine immer gleiche architektonische Erscheinungsform: der standardisierte schmiedeeiserne Behälter der zahlreichen Wassertürme, im Französischen „chateau d´eau“ genannt, war von einer großen Variationsbreite von Architekturhüllen umgeben, die in Form und Materialwahl eine beachtliche Spannweite zeigten. Andere Beispiele sind standardisierte eiserne Dachkonstruktionen, z.B. die „Schwedler-Kuppel“ oder der „Polonceau-Binder“, wie sie bei Bahnhöfen, Gasbehältern oder ähnlichen Technikbauten zahlreich und vereinheitlicht verwendet wurden.
B
Historische einzigartige Objekte
Die rasante Entwicklung der Technik sorgte für eine unablässige Folge von Superlativen in Dimensionierung, Konstruktion und jeweiligen Problemlösungen. Typisch für 19. und 20. Jahrhundert war der wettlaufartige Wettbewerb um das höchste, größte oder konstruktiv kühnste Gebäude. Der Eiffelturm mit seinen dreihundert Metern Höhe war zum Beispiel 1889 das höchste Gebäude der Welt, die Bahnsteighalle des St. Pancras-Bahnhofes in London war 1869 mit 73 Metern die weitgespannteste Eisenkonstruktion, bis sie von der Galerie des Machines der 1889er Weltausstellung in Paris (114 Meter) abgelöst wurde und so fort.19
C
Anfangs- oder Endglieder einer technischen Entwicklungsreihe
Bei den sich überstürzenden technischen Problemlösungen des Industriezeitalters lassen sich immer wieder mit „Erstlingen“ verbundene Bauten und Anlagen greifen. So zum Beispiel die Bruchsteinhalle der Mannesmann-Werke in Remscheid von 1855, wo 1885 die ersten nahtlosen Stahlrohre der Welt gewalzt wurden oder die 1784 eröffnete erste mechanische Baumwollspinnerei des europäischen Festlandes in Ratingen bei Düsseldorf, wo ein Elberfelder Unternehmer das 1771 seinerseits als englischer Erstling entstandene „Cromford“ in Derbyshire kopierte (Abb.4) . Auch Endglieder, wie z.B. ein letzter dampfmaschinengetriebener Pumpensatz eines Wasserwerkes vor der Verdrängung durch die leistungsfähigere Dampfturbine sind als Vollendung einer Technologielinie festhaltenswert.
D
Sozialgeschichtliche Strukturen aufzeigende Objekte
Die sich beschleunigende Entwicklung der Technik war immer wieder verbunden mit tiefgreifenden sozialen Veränderungen, die auf das tägliche Leben von Millionen von Menschen einwirkten. Um 1860 zum Beispiel musste ein rheinischer Glashüttenbesitzer in den Werkswohnhäusern seiner Glasbläser fensterlose, sogenannte „Dunkelzimmer“ einrichten, die seinen Leuten auch über Tag einen ungestörten Schlaf ermöglichten, da der Zeitpunkt des Eintritts der Glasschmelze in den neu eingeführten Keramik-Schmelzwannen und damit der Arbeitsbeginn nicht exakt voraussagbar war (Abb.5) . Die erhaltenen Beispiele dieser Art wären nicht erklärbar ohne den Rückgriff auf technikhistorische Strukturen, die ihrerseits die Erhaltungswürdigkeit solcher infrastruktureller Anlagen begründen. Ein weiteres Beispiel sind die werksabhängigen Siedlungen der Montan- oder Textilindustrie, beides zunächst Branchen, bei denen die Bedingtheiten der Topographie (untertägige Kohlevorkommen, Wasserkraftressourcen für das Vor-Dampfmaschinenzeitalter) neben der Errichtung der Produktionsarchitekturen gleichzeitig den Bau von Arbeiterbehausungen erzwangen.
Untertägig deshalb, weil es ja auch Braun- oder Steinkohletagebaue gibt.
E
Für geistes- und kulturgeschichtliche Sachverhalte repräsentative technische Objekte
Auf mentale oder auf kulturhistorische Sachverhalte zurückgreifende Gestaltungen industrieller Anlagen bilden eine umfangreiche Gruppe denkmalwerter Technikbauten. So errichtet noch 1899 ein Dortmunder Bergbauunternehmen Teile seiner übertägigen Anlagen in enger Anlehnung an die Gestalt des mittelalterlichen, backsteingotischen Stadttores der märkischen Stadt Stendal, möglicherweise, um so die Suggestion von Solidität und Dauerhaftigkeit zu bewirken, da es sich bei der Unternehmung um eine auf Anlegervertrauen angewiesene Aktiengesellschaft handelte (Abb.6) . Ein anderes Beispiel ist die Glasgower Teppichfabrik Templeton, die 1889 ihren Fabrikbau in lombardischer Gotik errichtet, um auf die ursprüngliche Herkunft der über das Mittelmeer gehandelten „echten“ Orient-Teppiche hinzuweisen. Die bekannte, in Gestalt einer Moschee samt Minarett-Schornstein ausgebildete „Yendidze“-Tabakfabrik in Dresden von 1909 ist ein weiterer Beleg für die Integration kulturhistorischer Anspielungen bei der werblich eingesetzten Wahl der Gestaltung industrieller Zweckbauten. In Dresden sollte die Bauform an die Herkunftszone der zur damaligen Zeit in Deutschland fast ausschließlich konsumierten Orient-Tabake erinnern.20
V. Referenzwissenschaften der Industriedenkmalpflege
Das hier ausgebreitete, fünfteilige Klassifizierungsraster verdeutlicht die Unterschiede zur Kriterienstellung für „herkömmliche“, d.h. kunsthistorisch determinierte Beurteilungsmechanismen des Denkmalwerts. Mit der Aufweitung des Denkmalbegriffes, der trotz theoretischer Grundlegung um 190021 erst nach dem Zweiten Weltkrieg langsam in die Praxis der Denkmalämter Einzug gehalten hatte, waren bereits außerkünstlerische Kriterien zur Bewertung historischer Bausubstanz herangezogen worden, die Kunstwissenschaften räumten ihre Monopolstellung als „Mutterwissenschaft“ der Denkmalpflege zugunsten der allgemeinen Geschichtswissenschaft. Ab den bewegten 1960/70er Jahren kam dann eine stärkere Ausrichtung hin zu einer sozialhistorisch informierten Alltagsgeschichte, einer „Geschichte von Unten“ und schließlich auch einer sich in Deutschland zögerlich etablierenden Technikgeschichte dazu22, was den Fragestellungen einer Industriedenkmalpflege entgegenkam. Fruchtbare Wechselbeziehungen entwickelten sich auch zur Zunft der Geographen und der Historischen Geographen, die unter dem Begriff „Kulturlandschaft“ auch ohne weiteres industriell geprägte Zonen miteinbezogen.23
VI. Das 20. Jahrhundert
Wie wir sahen, richtete sich die seit etwa 1950 entstehende neuzeitliche europäische Industriedenkmalpflege auf den Zeitraum nach der Industriellen Revolution aus. Damit war ein terminus post quem etabliert, aber keine Trennlinie hin zur Gegenwart gezogen. Die herkömmliche Denkmalpflege hatte lange an einer Art „Schamgrenze“ für Denkmalwertes festgehalten, so galt sogar zu Beginn der 1970er Jahre der Jugendstil noch keineswegs allgemein als „denkmalwerte“ Epoche. Die Industriedenkmalpflege hat von vornherein derartige Begrenzungen nicht anerkannt, die ja auch allgemein seit den 1970er Jahren wegfielen. So postuliert keines der deutschen Denkmalschutzgesetze nach 1970 eine „Wartefrist“ für Denkmale, theoretisch kann ein gestern fertiggestelltes Gebäude am nächsten Tage zum Denkmal gemacht werden (Allerdings hat sich eine Faustregel vom „Abstand einer Generation“ als sinnvoll erwiesen, um erste Klärungsprozesse durch Vergehen einer gewissen Zeit zuzulassen). Möglicherweise hat die der technischen Entwicklung innewohnende Dynamik und Beschleunigung innerhalb der Industriedenkmalpflege dazu geführt, sich ganz selbstverständlich auch jüngeren Teilen des industriellen Erbes zu stellen, da die Industrie „ihre Vergangenheit mit industrieller Geschwindigkeit“ herstellt.24 Das rapide Verschwinden ganzer Branchen innerhalb weniger Jahre (so die drastische Schrumpfung der Zahl der Förderpunkte im nordrhein-westfälischen Steinkohlebergbau: 1957, vor Beginn der ersten Kohlekrisen gab es 153 Schachtanlagen im deutschen Steinkohlebergbau, 1990 noch 27, heute sind es neun) , das sich nach der „Wende“ 1989 im Osten Deutschland im Zeitraffer mit nahezu der gesamten Industrie wiederholen sollte, hat zu keinem Moment Scheu vor einer größeren Zeitnähe aufkommen lassen, wie sie die allgemeine Denkmalpflege lange hegte. Der Nachvollzug der technisch-wirtschaftlichen Entwicklung hat im Bereich der Industriedenkmalpflege daher zu einem selbstverständlichen Überschreiten der Epochengrenze zum 20. Jahrhundert geführt.
VII. Industriearchitektur als Wegbereiter der Moderne
Ein weiterer Grund, warum das 20. Jahrhundert aus dem Blickwinkel der Industriedenkmalpflege von Anfang an ohne Scheu angegangen wurde, war die Erkenntnis, in welchem Maße der Industriebau zur Architekturmoderne beigetragen hatte. Vorläufer funktionalistischen Bauens finden sich bereits im frühen 19. Jahrhundert in Großbritannien25 und das, was Wend Fischer in seiner 1971 abgehaltenen, vorzüglichen Münchener Ausstellung „Die verborgene Vernunft“ genannt hat26, zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des Industriebaus.
Das belegt auch ein interessanter, weil früher Berührungspunkt zwischen Denkmalpflege und Industriearchitektur: 1910 bereits gibt es eine verblüffende, wenn auch kurzlebige Annäherung beider Sphären. Der „Rheinische Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz“ publiziert in diesem Jahr ein Themenheft, in dem er „Geschichtliche Industriebauten“ und „Neuzeitliche Industriebauten“ gegenüberstellt in der klaren Erkenntnis, wie sehr eine moderne Gestaltung von Industriearchitektur von den Gewerbebauten der Vergangenheit profitieren könnte.27 Zweierlei ist daran bemerkenswert: einmal die Offenheit gegenüber der bislang von der Denkmalpflege nicht beachteten Gattung der Industriebauten und zum anderen die unbefangene Aufnahme aktueller Bauten in eine Denkmalpflegepublikation. So wird beispielsweise Peter Behrens´ und Karl Bernhards erst im Vorjahr 1909 fertiggestellte „AEG-Turbinenhalle“ hier behandelt, die als Inkunabel der Moderne gilt.
Wie sehr die Geschichte des Industriebaus hier noch weiße Flecken aufweist, wird aus der Tatsache ersichtlich, daß noch heute in einschlägigen Architekturgeschichten, die den Industriebau behandeln, in den allermeisten Fällen die wahrhaft atemberaubend moderne Glas-Eisenhalle der Firma Steiff in Giengen an der Brenz des Eisenwerks München AG von 1903 noch immer nicht erwähnt wird (Abb.7).28 Die Entwicklung der Industriedenkmalpflege von 1970 bis heute war daher immer wieder von Überraschungen und Entdeckungen geprägt und wird es wohl auch noch eine Weile bleiben.29 Immer wieder ist festzustellen, daß auch heute noch bei der Würdigung namhafter Architekten deren Leistungen auf dem Felde des Industriebaus weitgehend „außen vor“ bleiben, so bei der Berliner Ausstellung „Mies van der Rohe in Deutschland“, wo sein einziger Fabrikbau („Verseidag“ in Krefeld) nicht behandelt wurde, wohl aber in epischer Breite sein nie realisierter Entwurf für einen Golfplatz in der gleichen Stadt und zwei Fabrikantenvillen von Textilindustriellen.30 Auch jüngst war in der großangelegten Berliner Ausstellung zu Hans Poelzig zwar einiges an Industriebau zu sehen, seinen maßgeblichen Beitrag zur Planung des Schiffshebewerkes Niederfinow, eines prominenten deutschen Technikbaus der späten 1920er Jahre aber suchte man in der Ausstellung vergebens, er muß sich mit einer Kurzerwähnung im Oeuvreverzeichnis des Katalogs begnügen.31
Auch hier hat die Industriedenkmalpflege noch eine gewichtige Rolle zu spielen, wenn es gilt, dem Sektor der Bauten der Industrie und Technik angesichts seiner Beiträge zu einer modernen Architektur zu angemessener Geltung zu verhelfen. Durch die Erhaltung bedeutender Bauten dieser Gattung kann dazu ein wichtiger Beitrag geleistet werden.
VIII. Die Neunutzung von Bauten der Industrie und Technik
Einen Beitrag zur intensiveren Wertschätzung der Sphäre des industriellen Bauens hat die Industriedenkmalpflege der letzten dreißig Jahre gewißlich bereits erbracht: durch ihre intensive Mitwirkung an den Prozessen der Umnutzung außer Gebrauch geratener Technikarchitekturen hat sie mitgewirkt, dafür zu sorgen, daß nach dem Auslaufen lokaler, regionaler oder nationaler Produktionen und technischer Errungenschaften die Geschichte dieser Leistungen nicht spurlos vom Erdboden verschwindet.
Am Beginn einer modernen Industriedenkmalpflege standen quasi als „Paukenschläge“ des Erschreckens signifikante Verlusterfahrungen: 1963 wurde die Landmarke des englischen Eisenbahnzeitalters, Londons Euston Station von 1838, restlos beseitigt. Das beförderte im Mutterland dieses Verkehrssystems eine intensive Auseinandersetzung mit dem „Industriellen Erbe“ der „Industrial Heritage“, die für den Kontinent beispielgebend werden sollte. In Deutschland aktivierte der angedrohte Abbruch der 1902 fertiggestellten Maschinenhalle der Schachtanlage Zollern 2/4 in Dortmund die Debatte ähnlich fruchtbar. Selbst in einer dem Erhaltungsgedanken eher indifferent gegenüberstehenden Nation wie den Vereinigten Staaten von Amerika debattierte man den 1964 erfolgten Abbruch des großartigen New Yorker Bahnhofes „Pennsylvania Station“ von 1906-10 erregt und bekämpfte mit Erfolg Absichten, die „Grand Central Station“ folgen zu lassen – die „Oyster Bar“ ist noch heute attraktiver Anlaufpunkt für Touristen und Einheimische. Alt-Industriedenkmalpfleger Roland Günter32 sprach in den 1970ern drastisch von einer „Kette von Vatermorden“, die auch in Deutschland drohe, wenn der Abbruchwelle von obsolet gewordenen Industriebauten kein Einhalt geboten werde.33 Unterstützt von der engagierten SPD/FDP-Landesregierung34, wurden in den beiden nordrhein-westfälischen Denkmalämtern erstmals spezielle Referenten für Industriedenkmalpflege eingestellt, neben dem Verfasser 1974 war dies 1973 bereits der spätere Direktor des Westfälischen Industriemuseums WIM Helmut Bönnighausen. Es begann eine intensive Inventarisations- und Katalogisierungstätigkeit, um erst einmal einen Überblick zu gewinnen über das, was erhalten war und daraus eine Agenda zu formen, was für die Zukunft erhalten werden sollte. Es galt, das Odium zu überwinden, das die vermeintlich schmutzige, laute und gefährliche historische Arbeitswelt umgab. Erfolge wie der verhinderte Abbruch der „Ravensberger Spinnerei“ und deren Neunutzung zu einem Volkshochschul- und Bibliothekszentrum im Jahre 1986 waren hier hilfreich35, ebenso die 1982 getroffene Entscheidung einer rheinischen Kommune, eine ehemalige Textilfabrik zum Sitz der Gemeindeverwaltung zu machen.36 Der zeitweilige Umzug des deutschen Bundestages in ein Bonner Wasserwerk mag hier ebenfalls geholfen haben, die mentale Barriere abzubauen, die von einer zunehmend als Dienstleister tätigen Gesellschaft um Industriebauten aller Art errichtet worden war.
Die Palette der Möglichkeiten, ein historisches Industriegebäude neu zu nutzen, erweiterte sich zunehmend. Häufig waren es zunächst „kreative“ Segmente der Bevölkerung, die das Potential als erste erspürten, von einem „alleingestellten“ Gebäude aus zu wirken, in New York nicht anders als in London oder Hamburg. Die Übersichtspublikation des Verfassers für das deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz konnte im Jahre 1992 nicht weniger als fünfzig Neunutzungs-Beispiele industrieller Bauten exemplarisch auflisten und das stellte nur eine ganz knapp bemessene Beispielsammlung dar.37
Eine Sonderform der Möglichkeit, historisch bedeutsame Industriekomplexe neu zu nutzen, bildete deren Umwandlung in ein Industriemuseum: Das „Industriemuseum im Industriedenkmal“ stellte am Ende der 1970er Jahre ein für Deutschland neues Modell der didaktischen Aufarbeitung der Epoche seit der Industriellen Revolution dar und wurde von der nordrhein-westfälischen Denkmalpflege nach englischen Vorbildern konzipiert, wobei allerdings die Vorschlagslisten der Denkmalämter bei der letztendlichen Standortwahl oft keine Berücksichtigung fanden. In Nordrhein-Westfalen gibt es heute immerhin vierzehn solcher Industriemuseums-Standorte, die in unterschiedlicher Intensität die Authentizität des industriellen Schauplatzes für die museale Vermittlung nutzen, weitere Bundesländer wie Brandenburg, Sachsen, Niedersachsen oder Hamburg sind mit geringerer Standortdichte gefolgt.
Nach knapp zwanzig Jahren nordrhein-westfälischer Industriedenkmalpflege mit vielen Erfolgen, aber auch vielen Rückschlägen ( der 1976 erfolgte Abbruch der Hauptverwaltung der Firma Krupp in Essen gehört hierher oder der Verlust zahlreicher Malakowtürme des Ruhrbergbaus, aber auch die Beseitigung der reichgeschmückten, berühmten Mosaikfabrik Puhl & Wagner in Berlin) bewerkstelligte die 1989 von der NRW-Landesregierung ins Leben gerufene „Internationale Bauausstellung Emscher Park – IBA“ einen Quantensprung der Industriedenkmalpflege. Ins Stammbuch ihrer Gründung hatte sich die IBA die Bewahrung wichtiger Zeugen der spezifischen Ruhrgebietsgeschichte auf dem Gebiet der Montanindustrie und der industriellen Infrastruktur geschrieben. So konnten Industriedenkmalpfleger nun die Erhaltung längst als erhaltenswert ins Auge gefaßter Großbauten der Ruhrindustrie in den Raum eines gestiegenen politischen Konsensus hinein postulieren. Bereits 1983 zum Beispiel war die 1928-1932 errichtete Zentralschachtanlage Zollverein XII in Essen-Katernberg Teil einer vom Rheinischen Denkmalamt organisierten Fahrt der SPD-Fraktion mit dem damaligen Kultusminister Johannes Rau gewesen. Bei dieser Gelegenheit hatte der spätere Ministerpräsident unmißverständlich klargelegt, daß diese Anlage, die nach Plänen der Stadt Essen zu dieser Zeit nach der Stillegung einer Müllkippe hätte weichen sollen, ganz im Sinne des 1970 verabschiedeten Regierungsprogramms „NWP 75“38 Teil des erhaltenswerten Landeserbes sein müsse (Abb.8).
Die Internationale Bauausstellung im Ruhrgebiet hatte nun dank einer großzügigen Finanzausstattung die Möglichkeit, bislang nur zögernd oder gar nicht in Angriff genommenen Erhaltungsanstrengungen der Kommunen, soweit diese nicht eher die Beseitigung der häufig als „Altlast“ übel beleumundeten stillgelegten Industrieareale beabsichtigt hatten, unter die Arme zu greifen und tat das bei einer Reihe großmaßstäblicher Industriekomplexe: der Schachtanlage Zollverein XII in Essen, dem Hochofenwerk Meiderich und dem Innenhafen in Duisburg, dem Groß-Gasometer in Oberhausen oder – neben vielen anderen – der „Jahrhunderthalle“ in Bochum.39
Diese Aktivitäten bedeuteten eine Paradigmenwechsel der Größenordnungen bisheriger Erhaltungsanstrengungen von Denkmalämtern oder Kommunen. Die eingesetzten Geldmittel überstiegen die Möglichkeiten letzterer bei weitem und erlaubten eine großflächige Applikation von Erhaltungsstrategien. Noch 1988 hatte zum Beispiel das Rheinische Denkmalamt auf Befragung durch den zuständigen Minister nur zögerlich das gesamte Hochofenwerk Duisburg-Meiderich als Denkmal bezeichnet angesichts der klar geäußerten Absicht der Kommune, das 1985 stillgelegte Hüttenwerk dem Erdboden gleichzumachen. Eine solche Erhaltung großer Industriekomplexe war bislang nur im Fall der Völklinger Hütte im Saarland diskutiert, aber noch keinesfalls entschieden in die Tat umgesetzt worden (Abb.9) . Macht man sich klar, daß 1994, respektive 2001 beide Anlagen von der Unesco zum Weltkulturerbe gemacht wurden (wie auch bereits 1992 das Bergwerk Rammelsberg mit Teilen der Stadt Goslar40), so wird der weite Weg deutlich, den derartige Anlagen in atemberaubend kurzer Zeit vom potentiellen Müllkippen-Areal bis zum Weltkulturerbe zurückgelegt haben.
Man mag zu den Modifikationen, die einzelne industrielle Anlagen im Zuge realisierter oder geplanter Neunutzungen erfahren, manchmal vielleicht auch erlitten haben, stehen wie man will. Im Falle des Ruhrgebiets, wo heute die 1999 initiierte „Route der Industriekultur Ruhrgebiet“ ein beträchtliches touristisches Interesse hat kreieren können, ist der Mentalitätswandel im Bezug auf die altindustriellen Hinterlassenschaften mit Händen zu greifen: von der Altlast sind sie in vielen Fällen zu positiv besetzten Identifikationsmerkmalen geworden, in den Augen der Besucher von nah und fern allemal, vermutlich aber auch in der Selbst-Interpretation der im Ruhrgebiet lebenden Menschen, die lange Zeit auf die Frage ihrer Herkunft allzuhäufig „bei Düsseldorf“ gemurmelt hatten.41
IX. Lerneffekt technisches Großdenkmal
Aus dem Blickwinkel der Industriedenkmalpflege ist hervorzuheben, daß unter der Ägide des IBA-Geschäftsführeres Karl Ganser (zuvor für die Abteilung Städtebau und damit auch für die Denkmalpflege im Düsseldorfer Fachministerium zuständig) eine bemerkenswert offene Planungskultur praktiziert wurde, die in geduldiger Regie die Partizipation vieler Akteure moderiert hat. Wenn diese Planungskultur in den fünf Jahren der zweiten IBA-Hälfte auch ein wenig unter Druck geriet, so sicherte sie doch die Mitsprachemöglichkeiten einer städtebaulichen und Industrie-Denkmalpflege in bisher nicht gekanntem Maße.
Ein Lerneffekt war dabei allerdings auch, welch intensiver Arbeits- und Zeitaufwand erforderlich wird, will die Denkmalpflege wirklich vor und am Ort der komplexen Entscheidungsfindungen solch großmaßstäblicher und sich lang hinziehender Vorhaben präsent sein. Allein die kantengenaue Begleitung der Entwicklung des Duisburger Innenhafens, eines Mühlen- und Siloagglomerates vor den Mauern der historischen Stadt hin zur neuen Nutzung „Wohnen und Arbeiten am Hafen“ bedingte regelmäßige halbtägige Anwesenheiten des Industriedenkmal-Referenten über einen Zeitraum von fast zehn Jahren (Abb.10) .
Ähnliche Erfahrungen liegen beispielsweise in Berlin vor mit der Betreuung des Großkomplexes „Siemensstadt“42, bei der man auf Kooperation mit dem betroffenen Unternehmen und nicht dem Denkmalamt angehörigen Wissenschaftlern setzte. Bei den großen Wohnsiedlungen in vielen deutschen Großstädten war solch eine Praxis bereits in den 1970er Jahren in Hamburg und Berlin eingeleitet worden.
Spezifisch für das Gebiet des reinen Ingenieurbaus (Fördergerüste, Hochöfen, Maschinenhallen) ging es mit Beginn der großmaßstäblichen Industriedenkmalpflege auf eine lange experimentelle Reise, deren Ende noch keinesfalls in Sicht ist. Die Denkmalpfleger sahen sich mit allen Arten von Prognosen über das Schicksal außer Betrieb gegangener Stahlkonstruktionen konfrontiert, denen im Falle von Hochofenanlagen beispielsweise die Prozeßwärme fehlt, sodaß Annahmen über eine nach-industrielle Überlebensdauer schwer zu belegen waren. Die Zusammenarbeit aller Beteiligten im Falle der IBA mit ihrer geduldigen und offenen Planungskultur bot hier beträchtliche Gelegenheiten zu gegenseitigen Lernprozessen. Als nicht gerade förderlich erwies sich dabei die föderale Struktur der deutschen Denkmalpflege. So bedurfte es eigener Organisationsarbeit, z.B. die zeitlich etwas früher liegenden Erkenntnisse zur Überlebensmöglichkeit stillgelegter Hüttenwerke von der Völklinger Hütte im Saarland für Meiderich im Rheinland fruchtbar zu machen. Dieser Aporie verdankt sich auch die im Jahr 1983 erfolgte Gründung der „Arbeitsgruppe Industriedenkmalpflege“ der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland. Sie ging nicht zuletzt auf die Initiative des damaligen Landeskonservators des Saarlandes zurück, der sich vernünftigerweise sagte, ein gewisser Synergieeffekt könne sich einstellen, wenn alle im Bereich historischer Industriebauten Kundigen regelmäßig zusammenkämen. Die Politik der nun über fünfundzwanzig Jahre bestehenden Gruppe ist denn auch konsequent darauf ausgegangen, sich des Sachverstandes von Fachleuten auch außerhalb der Denkmalpflege zu bedienen. So finden sich hier mittlerweile Experten von Hochschule, Museen, industrieller Praxis und dem Denkmal-Consulting-Wesen mit den Denkmalpflegern zusammen, eine Praxis, die nach anfänglichem Widerstand von seiten der Vereinigung heute toleriert ist.
X. Denkmalpflegerische Maßnahmen an Bauten der Technik und Industrie
Im Zusammenhang mit der Erweiterung des Denkmalbegriffes im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts43 gab es nicht wenige Debatten über die Abgrenzung einzelner Gattungen. Sind nun Technikdenkmale eine Spielart von Objekten sui generis oder gibt es da gar nichts, was sie von Kirchen und Schlössern unterscheidet? Evident ist, daß Elemente des „Technischen“ jedem dreidimensional in den Raum gestellten Gebilde, ja jedem menschlichen Artefakt generell anhaften. Insofern ist Technik als Bautechnik auch aller Architektur immanent. Allein diese Technikkomponente aber kann noch kein Objekt zu einer in der Zwecksetzung technischen oder industriellen Vorrichtung oder Anlage machen, denn sonst wäre eine Kirche oder ihr Hauptportal ja ein „technisches Denkmal“, was schon allein deshalb nicht sein kann, weil diese Art von Gebäude dem Bereich „Sakralbauten“ zuzuzählen ist. Nur weil Gesetze der Statik eingehalten werden oder zweckmäßiges Werkzeug technisch richtig bei der Erschaffung eines Artefakts wie einer Skulptur eingesetzt wird, handelt es sich also noch nicht um ein „technisches Denkmal“.
Es hilft daher, die weiter oben diskutierten Klassifikationen nach Bauten und Anlagen bezogen auf:
A Produktion
B Verkehr
C Versorgung
heranzuziehen. Läßt sich eine Zuordnung zu einem der drei Sektoren treffen, hat man es mit Bauten und Anlagen der Technik in dem Sinne zu tun, daß diese ihre raison d´être primär aus einem dieser drei Daseinszwecke beziehen. Eine Fabrik ist ein Bau der Produktion, ein Bahnhof ist ein Bau des Verkehrs und ein Getreidesilo ist ein Bau der Versorgung. Bewegt man sich innerhalb der Epoche nach der Industriellen Revolution, taugt diese Leitlinie mit einiger Eindeutigkeit. Für den Zeitraum, da es noch keine Industrie, wohl aber schon Technik gab, wird es schwieriger. Ein Bau des Manufakturzeitalters mag zum Beispiel sowohl Räume für das Wohnen und Verwalten des Manufakturherrn enthalten, als auch Produktions- und Lagertrakte. Das imposante „Rote Haus“ des Textil-Manufaktur-Unternehmers Johann Bernhard Scheibler von 1756 in Monschau in der Eifel ist so ein Fall.44 Auch die werksabhängigen Wohnsiedlungen der Textil- oder Montanindustrie sind nicht im engen Sinn für Produktion, Verkehr oder Versorgung errichtet, jedoch mit ihnen so ursächlich und produktionsnotwendig verbunden, daß man dies auch für das Manufakturzeitalter gelten lassen kann.
Bei der Interpretation der historischen Bedeutung einzelner so definierter Bauten und Anlagen muß man dann andere als Kriterien der reinen Bau- und Kunstgeschichte zumindest hinzuziehen. Dafür wurden weiter oben (Kategorien A – E) Vorschläge gemacht.45
Nach dieser definitorischen und abgrenzenden Leistung kommt man zu der Frage des eigentlichen erhaltenden Umgangs mit der Substanz von Bauten der Technik und Industrie. Hier nun ist mit Blick auf die Entwicklung des Industriebaus großer Teile des 19. und des 20. Jahrhunderts festzustellen, daß es Präferenzen der Materialwahl bei der Errichtung solcher Bauten gegeben hat, sich hier also Schwerpunkte der industriedenkmalpflegerischen Leistung abzeichnen.
XI. Materialien des Industriebaus
Eisen
Entscheidender Moment hierfür ist der Zeitpunkt, zu dem es möglich wurde, größere Mengen Gußeisen als Baumaterial zu produzieren. Dieser Moment war gekommen, als man 1777-79 zur Errichtung der ersten eisernen Brücke der Welt über den Fluß Severn bei Coalbrookdale im englischen Shropshire schritt.46 In dichter zeitlicher Folge führte man dieses – wie man hoffte feuersichere – Material auch in den Fabrikbau ein, wie zum Beispiel 1828 bei der großartigen „Sayner Hütte bei Koblenz (Abb.11) und legte damit noch im 18. Jahrhundert den Grund für eine Entwicklung, die bis zu den Wolkenkratzern New Yorks oder Chicagos führen sollte.47 Das 19. Jahrhundert sah dann allenthalben die Ersetzung herkömmlicher Baumaterialien wie Holz, Stein oder Backstein durch Guß- und in der Folge Schmiede-Schweiß- oder Fluß-Eisen, später Stahl. Fördergerüste im Bergbau oder Hochöfen in der Hüttenindustrie sind hier einschlägige Beispiele. bei denen das Material Eisen/Stahl die gesamte Konstruktion dominiert und determiniert. Bei der Errichtung anderer industrieller Bauten läßt sich ebenfalls innerhalb des Industriebaus eine Linie ziehen von der ersten Gußeisenverwendung 1792 in Derby über die noch viel zu wenig bekannten Werkbauten der Firma Steiff in Giengen an der Brenz von 1902 bis hin zu Santiago Calatravas Brücken- und Bahnhofsbauten der letzten Jahre. Die Denkmalpflegezunft hat sich die Erforschung dieses Teils des baulichen Erbes seit den 1970er Jahren angelegen sein lassen. ICOMOS Deutschland veranstaltete ab 1978 drei dem Eisen in der Architektur gewidmete Kongresse, deren Ergebnisse veröffentlicht sind.48 Unbedingt zu nennen ist hier auch die Tätigkeit des Sonderforschungsbereichs 315 an der Universität Karlsruhe TU, der von 1985 bis 2003 für die Denkmalpflege äußerst nützliche Untersuchungen von Baustoffen ( „Erhalten historisch bedeutsamer Bauwerke“,“ Historische Materialien und Konstruktionen“) aller Art anstellte und so ausführlich publizierte, daß an dieser Stelle dazu kein Gesamtüberblick gegeben werden kann. Mittlerweile ist auch an der einen oder anderen deutschen Universität (TU) geballter Sachverstand abrufbar, so z.B. in Cottbus, der auch praxiserprobt zu Problemlösungen auf dem Gebiet von Technikarchitekturen geführt hat.49
Generell hat sich die Kenntnislage zur Eisen- und Stahlverwendung im Industriebau in den letzten zwanzig Jahren verbessert, was vor allem hilft, Probleme der Brandsicherheit zwischen Denkmalbehörden und Brandschutz einvernehmlicher anzugehen. Kämpfe, wie sie noch Anfang der 1980er Jahre bei der Umnutzung der Ravensberger Spinnerei von 1853 ausgefochten werden mußten, sind heute selten geworden. Diese Bielefelder Neunutzung kann man als pionierhaft bei der Durchsetzung unverkleideter Gußeisenkonstruktionen im Zusammenhang moderner Nutzungen bezeichnen, wenige Jahre zuvor mußten die Gußstützen der Gladbacher Aktienspinnerei und Weberei, ebenfalls 1853 entstanden, bei ihrer Umnutzung als Textilschule noch in Beton versenkt werden.50
Beton
Ein weiterer für das 20. Jahrhundert immens wichtiger Baustoff des Industriebaus wurde der Beton, der nach Vorentwicklungen im 19. Jahrhundert zunehmend für Brücken, Geschoßbauten und Hallen eingesetzt wurde. Auf diesem Feld emanzipierte sich das Material auch für seinen sichtbaren Einsatz: so steht Max Bergs Breslauer „Jahrhunderthalle“ von 1910-13 gleichberechtigt neben dem Beton-Rundbau des Emscher-Pumpwerks „Alte Emscher“ von Alfred Fischer aus dem Jahr 1914 (Abb. 12) , aber auch zahlreichen Brückenbauten des frühen 20. Jahrhunderts. Unlängst erst sanierte zum Beispiel das Berliner Büro Pitz & Hoh, Werkstatt für Architektur und Denkmalpflege, das ursprünglich als reiner Betonbau gedachte Observatorium des „Einsteinturms“ Erich Mendelsohns von 1920/21.51 Auch die Sanierung der St. Ingberter Brauerei Becker als Teil eines „Innovationszentrums“ gehört zu den Prozessen, bei denen die Denkmalpflege Erfahrungen mit der Erhaltung historischer Betonoberflächen machen konnte.
Über Beton in der Denkmalpflege generell ist auch von Aachen (Prof. Hartwig Schmidt) aus geforscht worden, hier liegen ebenfalls Tagungsberichte und weitere Publikationen vor.52
XII. Dreißig Jahre Industriedenkmalpflege in Deutschland
Unter diesem Titel gab die Arbeitsgruppe Industriedenkmalpflege der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger VDL mit freundlicher Unterstützung des deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz 2002 einen Überblick heraus53, dem man im Jahr 2010 mit gutem Recht den Bericht „Vierzig Jahre Industriedenkmalpflege“ folgen lassen könnte, setzt man den Beginn dieser Aktivitäten hierzulande etwas willkürlich mit 1970 an. In diesem Zeitraum hat sich die neunutzende Erhaltung von historischen Industriebauten zu einem regelrechten Boomsektor der Denkmalpflege entwickelt. Allerorten, in Metropolen und Kleinstädten, selbst auf dem flachen Lande akzeptiert man das Fortleben alter Bauten und Anlagen der Industrie und Technik. Nach dem Verfliegen des nachteiligen Odiums der Sphäre des Schmutzes und der Rückständigkeit hat sich ein regelrechter „Run“ auf Industriedenkmale entwickelt. Die Stadtwerbung scheut sich schon lange nicht mehr, Industriebauten in den Rang von „Logos“ zu erheben, von Mönchengladbach bis Essen, von Oberhausen bis Hamburg stehen Wassertürme und Fördergerüste, Gasometer oder Speicherbauten für den als progressiv empfundenen Umgang mit der industriellen Vergangenheit. Firmen nutzen das „Alleinstellungsmerkmal“ des Büros im Technikbau von der Rotterdamer Engineering Firma im Wasserturm von 1873 ( hier gibt es sogar Keramik-Miniaturrepliken für die Kundschaft) bis zur markanten Silhouette des Doppelbock-Fördergerüstes der Weltkulturerbe-Zeche Zollverein XII das der erfolgreichen Bewerbung dieser Stadt ( und des Ruhrgebietes) um den Rang der „Kulturhauptstadt Europas“ regelrecht als Flaggschiff diente.
Beharrliche Publikationstätigkeit (in und außerhalb der Denkmalämter) hat den Belang Industriedenkmalpflege unter die Leute gebracht. Unter die Objekte, die die Menschen beim erst spät auch in Deutschland eingeführten „Tag des offenen Denkmals“ besuchen, gehören ganz selbstverständlich auch Industriebauten. Wir wissen heute mehr (wenn auch noch nicht genug) über die Leistungen von Architekten auf diesem Feld, wir sind angesichts des Prozeßcharakters der Erhaltung großmaßstäblicher Industriekomplexe dabei, Erfahrungen mit dem Umgang mit industrietypischen Materialien wie Eisen, Stahl und Beton zu machen54, wenn diese außerhalb der Existenzzusammenhänge ihrer ursprünglichen Zwecksetzung überleben müssen.
Was die Aufgabenstellung der Denkmalämter anbelangt, kann festgestellt werden, daß die Lücken, die eine lange ausschließlich betriebene Kunstdenkmalpflege ließ, im Sinne einer ganzheitlichen Geschichtsüberlieferung geschlossen sind. Mit TICCIH (The International Conference for the Conservation of the Industrial Heritage)55 gibt es eine weltweit angelegte Institution, die in Zusammenarbeit mit ICOMOS und der UNESCO hoffentlich zunehmend dafür sorgen wird, daß die industrielle Vergangenheit überall in ihre Rechte eingesetzt werden wird.
Die entscheidenden Fragen für das Überleben oder Nicht-Überleben eines Industriedenkmals werden dabei aber immer wieder vor Ort zu entscheiden sein, von wohlinformierten und wohlmotivierten Mitarbeitern der Denkmalpflege und ihrer vielen hilfreichen Unterstützer. Je besser sie alle informiert sind, je breiter ihre empirische Basis gestaltet werden kann, je besser es uns gelingen wird, Wissen zu sammeln und vor allem auch weiterzuvermitteln, desto mehr wird übrigbleiben von dem stürmischen Weg der letzten nahezu zweihundert Jahre Industrie- und damit Architektur-, Technik-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Industriezeitalters.
Anmerkungen
- 1. Dazu noch immer ein guter europäischer Überblick:
Cipolla, Carlo Maria (Hrsg.): The Fontana Economic History of Europe 6 Bde. , Glasgow 1979 (5.Aufl.)
Für Deutschland:
Henning, Friedrich-Wilhelm: Wirtschafts- und Sozialgeschichte, 1. Band: Das vorindustrielle Deutschland 800-1800; 2. Band: Die Industrialisierung in Deutschland 1800-1914; 3. Band: Das industrialisierte Deutschland 1914-1972, Paderborn 1973/74
Für die technische Entwicklung:
König, Wolfgang (Hrsg.): Propyläen Technikgeschichte, 5 Bände, Berlin 1997 ( Erste Ausgabe: Berlin/Frankfurt am Main 1990); Hermann, Armin/Dettmering, Wilhelm (Hrsg.) Technik und Kultur, 10 Bände, Düsseldorf 1993 - 2. Zur Geschichte der deutschen Denkmalpflege: Huse, Norbert: Denkmalpflege. Deutsche Texte aus drei Jahrhunderten, München 1996 (2. Aufl.)
- 3. Huse, Denkmalpflege, S. 128-181
- 4. Riegl, Alois: Der moderne Denkmalkultus. Sein Wesen, seine Entstehung ( zuerst erschienen 1903), in: Gesammelte Aufsätze, Wien 1996
- 5. Zum Eindringen des Technisch-Industriellen in die Denkmalpflege siehe: Föhl, Axel: Bauten der Industrie und Technik (=Schriftenreihe des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz Band 47) Bonn 1996 (2. Auflage), S.28-38
- 6. Dazu: Hudson, Kenneth: Industrial Archaeology. An Introduction, London 1963
- 7. Vgl. Föhl 1996, S. 34f.
- 8. Gesetz zur Pflege und zum Schutz der Kulturdenkmale im Land Thüringen, 7.1.1992: „Denkmalensembles können sein…historische Produktionsstätten und Anlagen“
- 9. Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Kulturdenkmale im Freistaat Sachsen, 3.3.1993
- 10. Dazu: Föhl,, Axel: Bauten der Industrie und Technik in NRW, Berlin 2000, S.29; auch: Brandt, Ahasver von: Werkzeug des Historikers, Stuttgart 1966, 4.Aufl., S.62f.
- 11. Landeskonservator Rheinland (Hrsg.): Technische Kulturdenkmäler. Arbeitersiedlungen 1, Bonn 1971
- 12. Günter, Roland: Oberhausen (=Die Denkmäler des Rheinlandes Band 22), Düsseldorf 1975
- 13. Mendgen, Norbert: Arbeitsgruppe Industriedenkmalpflege, in: Deutsche Kunst und Denkmalpflege 45, 1987, H.2, S. 220-222
- 14. Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz (Hrsg.): Föhl, Axel (Red.) Dreißig Jahre Industriedenkmalpflege in Deutschland (=DSI – Denkmalschutzinformationen 26, Sonderausgabe) , Bonn 2002
- 15. Vgl. Föhl 1996, S. 23
- 16. Hier gibt Rödel eine Klassifikation, die allerdings im gegebenen Rahmen der Vielfalt der Produktionsbauten mit ihren zahllosen Sparten nicht gerecht werden kann: Rödel, Volker: Reclams Führer zu den Denkmalen der Industrie und Technik in Deutschland, Band 1, Stuttgart 1992, S. 339
- 17. Dazu Föhl, Axel: Kreuzkatalog technischer Denkmale, in: Denkmalpflege im Rheinland 5, Nr. 4 (1988), S: 37. Der Katalog ist gegliedert in elf Leitsektoren, dreiundsiebzig Gliederungskategorien und vierhundertzehn Stichpunkte. In ihn sind Anregungen des Kulturbundes, Sektion Denkmalpflege der damaligen DDR und der Organisation HAER (=Historical American Engineering Record) eingegangen. Letzterer war auch Grundlage einer vom Verfasser 1976 vorgeschlagenen ersten Klassifizierung: Föhl, Axel: Technische Denkmale im Rheinland (=Arbeitshefte des Landeskonservators Rheinland Band 20) Köln 1976, S. 137-139
- 18. Föhl 1996, S. 26-28
- 19. Ein vorzügliches Nachschlagewerk für Anlagen dieser Art ist: Guedes, Pedro (Hrsg.): The Macmillan Encyclopedia of Architecture and Technological Change, London/Basingstoke 1979
- 20. Dazu Föhl, Axel: Die Fabrik – gestern – heute – morgen, in: BDA Niedersachsen (Hrsg.): Jahrbuch 2006/2007, Hannover 2007, S. 65
- 21. Vgl. Anm. 4
- 22. Dazu: Weber, Wolfhard/Euskirchen, Lutz: Streit um die Technikgeschichte in Deutschland 1945-1975, Münster 2000
- 23. Dazu z.B.: Kleefeld, Klaus-Dieter/Burggraaff, Peter: Perspektiven der historischen Geographie. Siedlung-Kulturlandschaft-Umwelt in Mitteleuropa. Festschrift für Klaus Fehn, Bonn 1997
- 24. So wird der Autor im „Spiegel“ mit einer entsprechenden Äußerung zitiert: Der Spiegel 42 (1983), S. 176
- 25. Dazu noch heute aktuell: Richards, James Maud: The Functional Tradition in Early Industrial Building, London 1958
- 26. Die verborgene Vernunft. Funktionale Gestaltung im 19. Jahrhundert, Ausstellungskatalog Die Neue Sammlung München 1971
- 27. Mitteilungen des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Heimatschutz, 4. Jahrgang 1910
- 28. So sucht man sie vergeblich in dem umfassenden Ausstellungskatalog: Picon, Antoine (Hrsg.): L´Art de l´ingenieur, Ausstellungskatalog Centre Pompidou, Paris 1997. Sehr wohl im Kontext der Faguswerke und der 1914er Gropius-Bauten aufgeführt ist sie aber in: Gössel, Peter/Leuthäuser, Gabriele: Architektur des 20. Jahrhunderts, Köln 1990, S. 98f.
- 29. So stieß der Verfasser im Jahr 1982 auf eine gänzlich unbekannte Fabrik von Herman Muthesius, die der großen Ausstellung zu diesem Baumeister von 1977 in Berlin noch nicht geläufig war, siehe: Föhl, Axel: Eine Fabrik von Muthesius in Kerken am Niederrhein, in: Bauwelt 19 (14.5.1982), S. 762-765
- 30. Riley, Terence/Bergdoll, Barry (Hrsg.): Ludwig Mies van der Rohe. Die Berliner Jahre 1907-1938, Ausstellungskatalog Altes Museum Berlin 2002
- 31. Pehnt, Wolfgang/Schirren, Matthias(Hrsg.) Hans Poelzig. Architekt. Lehrer. Künstler, Ausstellungskatalog Akademie der Künste, München 2007
- 32. Vgl. Anm. 11
- 33. Günter, Roland: Eine Wende in der Denkmalpflege ? Aktionen gegen eine Kette von „Vatermorden“, in: Neues Rheinland 4 (1970), S. 4-6
- 34. Vgl. Anm. 7
- 35. Stadt Bielefeld (Hrsg.): Von der Fabrik zur Volkshochschule: Die Ravensberger Spinnerei, Bielefeld 1986
- 36. Föhl, Axel: Textilfabrik Ermen und Engels, in: Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW (Hrsg.): Nordrhein-Westfalen. 60 Jahre Architektur und Ingenieurkunst, Essen 2007, S. 190f.
- 37. Wie Anm.5, S. 135-161
- 38. Der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Nordrhein-Westfalen-Programm 1975, Düsseldorf März 1970. In diesem Programm stehen die programmatischen und für ein deutsches Bundesland innovativen Sätze: „In Zukunft wird die Landesregierung verstärkt die Erhaltung wertvoller Bauwerke sichern, die für die technische und wirtschaftliche Entwicklung des Landes charakteristisch sind. Dazu gehören unter anderem Fördertürme, Maschinenhallen, Schleusen und Schachtgebäude“ (S. 118) Eine solche dezidierte Absicht findet sich erst wieder 1994 in der Koalitionsvereinbarung der CDU und SPD in Thüringen: “Die Koalitionspartner sind sich einig in der Absicht, den Bestand an bemerkenswerten Industriedenkmalen festzustellen und zu sichern“, Erfurt, November 1994, S. 39
- 39. IBA Emscher Park (Hrsg.): IBA ´99. Finale, Gelsenkirchen 1999
- 40. Dazu vgl. http://whc.unesco.org/sites/industrial.htm
- 41. Bilanzierend dazu, vielleicht ein wenig zu euphemisierend: Sack, Manfred: Siebzig Kilometer Hoffnung. Die IBA Emscher Park. Erneuerung eines Industriegebiets, Stuttgart 1999
- 42. Bilanziert in: Schäche, Wolfgang (Hrsg.): Denkmalschutzkonzeption Siemensstadt, Teil 1 Industriegebäude, Teil 2 Wohnsiedlungen, Berlin 1994 und 1995
- 43. dazu: Sauerländer, Willibald: Erweiterung des Denkmalbegriffes? , in: Deutsche Kunst und Denkmalpflege 33 (1975), Heft ½, S. 117-130
- 44. Vgl. Föhl, 1976, S.29-31
- 45. Zu diesem Fragenkomplex vgl. Föhl 1996, S.23-28
- 46. Trinder, Barrie/Cossons, Neil (Hrsg.): Iron Bridge. Symbol of the Industrial Revolution, Chichester 2002
- 47. Siehe: Föhl, Axel, Die Industriegeschichte des Textils, Düsseldorf 1988, S. 97-106
- 48. ICOMOS Deutschland (Hrsg.): Band 1: Eisenarchitektur. Die Rolle des Eisens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Hannover 1979; Bd. 2: Die Rolle des Eisens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Mainz 1982; Band 3: Die Rolle des Eisens in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Hannover 1985
- 49. Als ein Beispiel läßt sich der Cottbusser Lehrstuhl für Bautechnikgeschichte und Tragwerkserhaltung (Prof. Dr.-Ing. Werner Lorenz) nennen, der bei der Sanierung der Berliner U-Bahn wichtige Erhaltungserfolge erzielte.
- 50. Föhl 1996, S. 148
- 51. Huse, Norbert: Mendelsohn. Der Einsteinturm. Die Geschichte einer Instandsetzung, Stuttgart 2000; erst kürzlich auch: Vereinigung der Landesdenkmalpfleger (Hrsg.): Denk-mal an Beton (=Berichte zur Forschung und Praxis der Denkmalpflege in Deutschland 16 ), Petersberg 2008
- 52. Z.B. Über die Tagungen in Saarbrücken im Jahr 2003 und Leipzig 2004 liegt eine Veröffentlichung vor: Institut für Steinkonservierung IFS (Hrsg.): Beton in der Denkmalpflege (=Bericht 17) Mainz 2004 (erw. Auflage)
- 53 vgl. Anm. 13
- 54. Erst im September 2007 fand in Bochum und Hattingen der Kongreß „Big Stuff“ zu solchen Fragestellungen statt: http://www.bigstuff07.net
- 55. http://www.mnactec.com/ticcih